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TARGET


Target-Titel
English version

Tough police thriller series, in direct opposition to The Sweeney but without the saving grace of humour. Much criticized for its violence, the first series was curtailed. The last 13 were more restrained.
(Halliwell/Purser, Halliwell's Television Guide, p.611)

Not all crime shows of the 70s exhibited (..) care (...). Indeed, as a whole, the police drama just got nasty (...) Target, a mistaken venture from day one, did it with comic-strip brutality that left even TV drama's strongest defenders in the same corner as Mary Whitehouse. Target, too, produced one great episode, Big Elephant, directed by Douglas Camfield who must have thought he was doing Shoestring [in 1977?!] that week (...)
(Cornell/Day/Topping, The Guinness Book of Classic British TV, p. 213f.)
Patrick Mower als Steve Hackett
Target (1977-78) war die Antwort der BBC auf The Sweeney. Die BBC hatte vor 1977 ihren Output auf dialoglastige, zurückhaltende Serien beschränkt, die auch in der Regel VTR-Produktionen waren. Mit Target wurde Neuland betreten. Zum ersten Mal wurde der Versuch unternommen, die private Konkurrenz mit dem zu schlagen, was diese seit Jahren immer besser und mit immer größerem Erfolg anbot: Action-Serien (auf 16mm-Film). Da das Experiment von großen Teilen des Publikums und der Kritik als gescheitert betrachtet wurde (vor allem die Gewaltdarstellung war im Zentrum der Kritik) besannen sich die Verantwortlichen wieder auf alte Tugenden, präsentierten 'leichtere' Ware mit Shoestring und Bergerac, bzw. kehrten sogar mit The Enigma Files (1979) zum VTR zurück.
Target momentsTarget moments
Target momentsTarget moments
unten links: Philip Madoc (Tate), oben rechts: Brendan Price (Bonney), unten rechts: Vivien Heilbron (Louise Colbert)
Die Produktion stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Matthew Morgenstern zitiert in seinem Artikel über das Gesamtwerk Roger Marshalls den Autor wie folgt:
I was hired by the producer [um wen es sich dabei handelt, ist nicht klar – siehe unten] to write a two-hour segment of a thing called Target for Colin Blakely. And that's what I wrote. The producer said he loved it, it was wonderful, full of smashing characters, and could I see him on Saturday afternoon? I said, 'Yes, sure'. He came round, and repeated all these paeans of praise, but then said, 'What would be your reaction if I said 'One hour instead of two'?'. I said, 'I think my reaction would be to say 'Goodbye''. And he said, 'Oh dear, that's terrible!'. And I did no more on it. It was butchered, and doctored by Douggie Camfield, it was made, but somehow or other it didn't turn out to be Colin Blakely, it turned out to be somebody else.
(Morgenstern, The Marshall Chronicles, in Prime Time No. 13, p.5.)

Dies war, so Morgenstern weiter, das einzige Mal, daß Marshall seinen Namen zurückzog. Jene Folge, Blow Out, trägt statt Marshalls Namen das BBC-Pseudonym David Agnew. Neben Marshall hatten die Autoren Peter J. Hammond, Richard Harris, Tony Hoare, Ray Jenkins sowie alle Regisseure außer Gordon Flemyng und Francis Megahy auch für The Sweeney gearbeitet.
PJ Hammond
Peter J. Hammond
Neben den Autoren und Regisseuren wurde Stunt Arranger Peter Brayham (The Sweeney, The Professionals) verpflichtet, und auch viele der Gaststars waren in den vorgenannten Serien aufgetreten oder sollten dies noch tun (Patricia Hodge, Cheryl Kennedy, T.P. McKenna, Philip Davis, David Daker, Lee Montague etc). Die Crew hingegen setzte sich zusammen aus BBC-Personal. Den Kameramännern Fred Hamilton und Kenneth MacMillan fiel die Mammutaufgabe zu, die erste Staffel alleine zu filmen. Ken Westbury, John Wyatt (Kamera); Bernard Ashby, Chris Wimble und Graham Walker (Schnitt) konnten später bei Shoestring ihre Erfahrungen einbringen. Eine mysteriöse Erscheinung ist der nur dreimal (Blow Out, Roadrunner, Carve-Up) als Script Editor genannte Colin Tucker.

Produzenten waren Graham Williams und Philip Hinchcliffe. Hinchcliffe hatte Doctor Who von 1974 bis 1977 (Saison 12 bis 14) betreut und wechselte dann zu Target. Williams, Z Cars-erfahren und ursprünglich mit dem Target-Projekt betraut, aber bei keiner Episode genannt, war Hinchcliffes Nachfolger bei Doctor Who von 1977 bis 1980 (Saison 15 bis 17). Er arbeitete in den 80er Jahren an Supergran etc. und zog sich dann aus dem Fernsehgeschäft zurück. Er wurde Hotelbesitzer in Tilverton, Ratsmitglied dort und starb bei einer Schießerei in seinem Hotel im August 1990.
PhilipHinchcliffe
Philip Hinchcliffe
Zum Debüt von Target hören wir Andrew Pixley:
"[The Sweeney] had now attracted its imitators. BBC1 had retired Softly, Softly: Task Force at last and Philip Hinchcliffe was appointed as producer of a new film series, originally conceived as nothing more than a Euston clone. Target surrounded the incompetent chase-and-kick-bollock tales of Steve Hackett played by none other than Patrick Mower. (...) The first episode in September 1977 proved an embarassment and was highly criticized, especially at the time when the Belson report on television violence had just been issued.
(Prime Time Issue 13, p.16)

Die folgenden Ausführungen haben zwar weitgehend Hypothesencharakter, geben jedoch den derzeitigen Kenntnisstand über das wieder, was sich Ende 1977 bei der BBC hinter den Kulissen zugetragen haben muß. Einerseits hatten die BBC-Bosse erlebt, wie Hinchcliffe Doctor Who zu neuen Höhen führte, und glaubten seine Talente bei einer realistischen Polizeiserie wie Target sicher aufgehoben. Andererseits war der damalige BBC-Generaldirektor Charles Curran bereits bei Doctor Who vor der National Viewers' and Listeners' Association, die von der selbsternannten Sauberfrau Mary Whitehouse geleitet wurde, in die Knie gegangen und hatte sich schriftlich für die "übertriebene Gewaltdarstellung" in der Episode The Deadly Assassin (Folge 3, gesendet 13/11/76) entschuldigt – ein unglücksseliger Präzedenzfall für die Appeasement-Politik der Folgezeit, die sich radikal von der des Curran-Vorgängers Hugh Carleton Greene unterschied (vgl. hierzu Howe/Stammers/Walker, The Fourth Doctor, p.162; Miall, Inside the BBC).
Als sich im September 1977 zu dem üblichen Whitehouse-Geschrei auch noch die Kritik des "normalen" Publikums (neben Roger Marshall fand sich mit Troy Kennedy Martin weitere Prominenz darunter, vgl. Crime Writers) mischte, lagen die Nerven blank. Ein Sweeney-ähnlicher Publikumsrenner war anvisiert worden, und nun dies ... Die BBC legte die Abteilungen für Serien und Mehrteiler zusammen, und Graeme MacDonald, vormals für Mehrteiler zuständig, wurde Head of Series and Serials (Sommer '78). Hinchcliffe durfte seinen Job behalten, aber die Auflage, abgemilderte Gewaltdarstellung, ist in der zweiten Saison klar erkennbar. Wo Patrick Mower in der ersten Saison noch herzhaft auf David Daker (Vandraggers) und Walter Randall (Big Elephant) einprügeln durfte, legte er jetzt nur noch Lewis Fiander in ein paar Kartons (Rogue's Gallery). Figures of Importance ist geradezu krampfhaft gewaltfrei. Die Schock-Momente in The Trouble With Charlie, Promises, The Run sind dramaturgisch motiviert bzw. "Unfälle" und Explosionen. Außerdem änderte sich das Outfit der Protagonisten ein wenig. Tate kam etwas gepflegter, Hackett etwas modischer daher. Weg war das Vietnamjäckchen, das geradezu nach einer Ladung Kopfnüsse schrie! Bonney verlor seinen Vollbart (und wirkte jetzt wie frisch von der Polizeischule eingeflogen), Louise wurde mit Locken ausgestattet. Andrew Pixley dazu:
Target actually improved too, once it found ist own style (...).
(Prime Time Issue 13, p. 17)

Im gleichen Jahr, 1978, ging die Forderung nach weniger Gewalt an der ITV-Konkurrenz The Professionals scheinbar spurlos vorüber. Die Produzenten Menmuir und O'Hara hatten zwar auch weniger Gewalt als in der Vorsaison versprochen, doch bewiesen Blind Run (von Tom Clegg) und Man Without a Past (von Martin Campbell) eindrucksvoll, daß man sich nicht weiter darum scherte, im Gegenteil noch einen draufsetzte und wahre Action-Feuerwerke entfachte. Dieses letztlich konsequente Vorgehen zahlte sich aus: Das Publikum gewöhnte sich an die Serie und machte es zum Hit. Die BBC hingegen gab ihren mühsamen Versuch, mit einer entschärften Sweeney-Fassung auf Zuschauerfang zu gehen, entnervt auf. Am Ende der ohnehin kurzen 2. Saison (8 Folgen) wurde Target abgesetzt – Ende eines kurzlebigen, couragierten Experiments.

Patrick Mower wiederum stellt es so dar, als hätte er ohnehin sein Engagement beenden wollen. Mit dem (durchaus korrekten) Verweis auf das eher bedauerliche Schicksal Lewis Collins' verdeutlichte er Ende der 90er Jahre seine Unlust, allzu sehr mit einer bestimmten Rolle identifiziert zu werden. Daher habe er es zu seiner persönlichen Politik gemacht, nie mehr als zwei Jahre die gleiche Serienrolle zu spielen. Auch im Fall von Special Branch erscheint Mowers Darstellung etwas egozentrisch. Euston hatte The Sweeney als Special Branch-Nachfolger auserkoren und zu keiner Zeit eine weitere Saison (ob mit oder ohne Mower) geplant.

Dene Kernohan und Nick Stewart ist eine weitere Sichtweise des Endes von Target zu verdanken. Shoestring-Erfinder Robert Banks Stewart sagte ihnen im Interview:

After a spell at Thames as a producer/story editor/writer, I was invited to come over to the BBC to produce a retread of their first all-film cop drama series, called "Target", starring Patrick Mower. It was, by their admission, a bit of a copy of "The Sweeney", for which I'd also written scripts. Philip Hinchcliffe, who'd produced "Target" (and before that, "Dr.Who"), had recommended me for the job, as he was going off to do a mini-series called "Private Schultz", scripted by a brilliant writer, Jack Pulman. (... ) It's ironic that the BBC had built an almost Olympic building, TV Centre, in Wood Lane, half a mile away, yet had no place for undeniably their most vital ingredient: drama series and serials. Anyhow, I disliked "Target" as it was, and wanted to redevelop it, recast the lead, and turn it into a more human story/plus police procedural. I thought of various actors for the lead, but my favourite was James Bolam, someone whom I greatly admired for his gritty realism. Unfortunately, he'd starred in two series of an excellent Geordie drama called "When the Boat Comes In". He wanted to do yet one more series of that and, later, was willing to do "Target". But the BBC, perhaps quite rightly, reckoned that was pushing it. They said to him, okay, do another series of "When the Boat Comes In", but 'no' to subsequently starring in "Target" as well. It was at that point that I was asked by Graeme McDonald, the Head of Series and Serials: "Do you really want to do this police series? Why don't we scrap it? Have you got something else in the bag? A popular thriller idea?"
(Kernohan/Stewart, www.eddieshoestring.com)

Dem Research Guide to British Drama zufolge sind 17 Episoden in den Archiven der BBC vorhanden. Es ist anzunehmen, daß der Eintrag in Halliwell/Purser, wo von 22 Folgen die Rede ist, fehlerhaft ist. Wahrscheinlich ist, daß mehr Folgen geplant, aber nicht realisiert wurden. Für diese Theorie spricht die Existenz der beiden Target-Romane (siehe unten), bei denen es sich wohl um wiederverwertete Drehbücher handelt (und von denen die BBC das zweite nicht einmal mehr selbst veröffentlichte). 1983 wagte die BBC einen zaghaften neuen Versuch, indem man Shipment auf Video herausbrachte. Obwohl sich zu dieser Zeit ein riesiger Markt für die damals neue Form des Home Entertainment herauszubilden begann, blieb dies eine Eintagsfliege.
Target Video
Videocover "Shipment"
Selbst innerhalb von Großbritannien gab es nie eine Wiederholung durch terrestrischen Sender. Ende 1990 gab es das letzte Lebenszeichen, als auf dem Satellitenkanal BXB/Galaxy die erste Saison (9 Folgen) in der ursprünglichen Ausstrahlungsreihenfolge gesendet wurde.

Die Literaturlage zur Serie ist ausgesprochen dünn. Außer den bereits zitierten Quellen finden sich solche der obskuren Art:

However with Hinchcliffe's presence on Target, the show soon went out of control – the level of violence becoming intolerable. One episode opened [sic] with a man dousing his unfaithful wife in a vat of boiling water. Not even Sweeney or Professionals ever became that extreme. As you can imagine Mary Whitehouse nearly died at seeing scenes like this – and, for once, the public backed her. The show was cancelled during its second series (in 1978) after a total of twenty-two [sic] episodes and has never [sic] been repeated in the UK.
(www.personal.u-net.com/~carnfort/Professionals)

Geoff Tibballs' TV Detectives widmet Target eine knappe Seite. Der Informationsgehalt ist nahezu Null, aber der Autor berichtet, daß Mowers Darstellungskunst auf bestimmte Kreise solchen Eindruck machte, daß er als Gastredner zu Polizeiveranstaltungen eingeladen wurde.

Subtrahiert man die blödsinnige und oft wichtigtuerische Folklore, die sich seit 1977 angesammelt hat, bleibt nur ein Resümee: Es handelt sich um ein gerade aus heutiger Sicht höchst sehenswertes 70er Jahre-Produkt und ein hochinteressantes Stück Fernsehgeschichte. Die Target-plots sind, so viel läßt sich vorwegnehmen, selten aus sich heraus interessant und lassen viel Raum für die beklemmende, minutiöse Zeichnung eines gewalttätigen Milieus. Akzeptiert man dies als Stärke, wird man der Serie auch etwas abgewinnen können, die vielleicht oder vielleicht nicht ein wenig härter ist als gewisse Sweeney- und Professionals-Folgen, aber vor allem deutlich unangenehmer.
Die ketzerische Botschaft, die Target inmitten des Action-Film-Wahns der 70er Jahre verkündet, ist: Gewalt ist kein Schauwert, sondern häßlich. Darüber hinaus gibt es keine Sympathieträger, kaum eine Identifikationsfigur. Verglichen mit dem arroganten, diktatorischen Macho Hackett sind Regan, Doyle und Bodie die netten Bobbies von nebenan. Leslie Halliwell bemerkt weitgehend zutreffend die Abwesenheit von Humor. Der herrschenden Meinung nach (siehe oben) ist Big Elephant die einzige Folge von bleibendem Wert. Die Kurzbesprechungen des folgenden Episode Guide haben die Aufgabe, dies nachhaltig in Frage zu stellen.
EPISODE GUIDE
1. Saison:

(1.01) Shipment
(1.02) Blow Out
(1.03) Big Elephant
(1.04) Hunting Parties
(1.05) Vandraggers
(1.06) Lady Luck
(1.07) Set Up
(1.08) Roadrunner
(1.09) Carve-Up

2. Saison:

(2.01) Rogue's Gallery
(2.02) A Good and Faithful Woman
(2.03) Queen's Pardon
(2.04) Fringe Banking
(2.05) Promises
(2.06) The Trouble With Charlie
(2.07) Figures of Importance
(2.08) The Run

Neu: Patrick Mower's autobiography

Die Erstellung dieser Seite war im Vergleich eine echte Herausforderung. Aufgrund ihrer geringen Popularität sind Episoden der Serie nur über einige wenige Sammler erhältlich. Jenen, die in der Lage waren, mir Rezensionsexemplare zu schicken, gilt mein herzlicher Dank:
Peter, Alan, Roger, Bea und (pestering people pays!) Simon.


In order to find out more about Target please try the following link:
www.epguides.com
Literatur:
Robert Fairclough/Mike Kenwood: Sweeney! The Official Companion. London, Reynolds & Hearn Ltd., 2002
Simon Masters: Target - The Men They Once Were, London 1977, BBC
Michael Feeney Callan: Target - The Bronze Heist, London 1978, Arrow
(Anmerkung: Beides sind annehmbar geschriebene Romane, die mit den Figuren der Serie arbeiten. Über www.ebay.co.uk gelegentlich angeboten.)
Video:
Target - Shipment, BBC Video, 1983 (Ebenfalls über www.ebay.co.uk gelegentlich angeboten.)
This is an unofficial and non-commercial website. The rights to Target are held by the BBC. The sole purpose of this page is to promote the abovementioned series - no copyright infringement is intended. However, should the copyright holders be unhappy with my use of screenshots the material in question will be removed immediately.
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